Das wünscht sich wohl so mancher Autofahrer: Einfach einen Knopf drücken – und schon wird die rote Ampel grün. In den Bussen und Straßenbahnen gibt es diesen Knopf tatsächlich. Allerdings wird er eher selten benutzt. Die Vorfahrt für den ÖPNV in Bremen ist nämlich nicht nur eingebaut, sondern funktioniert meistens sogar vollautomatisch. Wir erklären, warum davon auch jeder Autofahrer profitiert.
Zuerst aber: Wie geht das eigentlich mit der eingebauten Vorfahrt? Dass es neben den ganz normalen Ampeln fast überall auch spezielle Lichtsignalanlagen für Busse und Bahnen gibt, ist kein Geheimnis. Sie zeigen den Bus- und Bahnfahrenden an, wann sie die Kreuzung überqueren oder abbiegen dürfen. Damit der Nahverkehr in Bremen möglichst zügig unterwegs ist, gibt es die sogenannte ÖPNV-Bevorrechtigung. Per GPS orten sich alle BSAG-Fahrzeuge, die im Netz unterwegs sind. Erreichen sie definierte Auslösepunkte, senden die Fahrzeuge automatisch Funktelegramme an die Lichtsignalanlage.
Im Idealfall fahren Bus und Bahn ohne Wartezeit über Kreuzungen
So erfährt die Anlage, dass sich gerade eine Straßenbahn oder ein Bus nähert, und kann entsprechend eine »Grünphase« für das Fahrzeug einplanen. Ob bei der Signalanlage gerade eine Phase für Bus oder Bahn angefordert wurde, kann jeder Verkehrsteilnehmer erkennen. Dann leuchtet in der Regel an der »ÖPNV-Ampel« oben ein A.
Kurz bevor das Fahrzeug die Ampel erreicht, wird ein zweites Telegramm gesendet, das signalisiert: Die Bahn oder der Bus kommt gleich an. Im Idealfall muss der Fahrende dann überhaupt nicht anhalten. Allerdings genießen die Fahrzeuge der BSAG im Gegensatz zum Beispiel zu DB-Zügen an Bahnübergängen nur eine bedingte Bevorrechtigung. Das heißt: Die Signalanlage wägt die Bedürfnisse der verschiedenen Verkehrsteilnehmenden ab – wenn irgendwie möglich zugunsten des ÖPNV.
Haben die Fahrzeuge die Kreuzung passiert, senden sie ein drittes Funktelegramm. Es sorgt dafür, dass die Lichtsignalanlage weiß, dass sie ab jetzt wieder ihren ganz normalen Phasenfolgeplan abspulen kann. Das heißt: Die verschiedenen Fahrtrichtungen bekommen wieder ganz regulär ihre Grünphasen.
Manchmal drücken Fahrende selbst den Vorfahrts-Knopf
Etwas anders ist der Ablauf, wenn die Ampeln kurz hinter Haltestellen stehen. Würden Bus oder Bahn aus 300 Metern Entfernung ein Anforderungs-Telegramm an die Lichtsignalanlage senden und dann erst an der Haltestelle anhalten, käme die Grünphase zu früh. Deshalb fordern die Fahrenden ihr Signal in diesen Fällen tatsächlich manuell per Druck auf die sogenannte F4-Taste aus. In der Regel kommt dieses Verfahren an größeren Haltestellen zum Einsatz, an denen die Fahrzeuge länger stehen und von denen aus sie in einen Kreuzungsbereich fahren, in dem auch viel Individualverkehr unterwegs ist.
Übrigens profitiert auch der Autoverkehr von der ÖPNV-Bevorrechtigung. Gäbe es sie nicht, bräuchten Busse und Bahnen schließlich an vielen Kreuzungen ihre eigene Grünphase. Die würde auch dann geschaltet werden, wenn gar kein Fahrzeug anrollt und damit den restlichen Verkehr völlig umsonst aufhalten. Dank der Bevorrechtigung gibt es freie Fahrt für Busse und Bahnen nur dann, wenn sie tatsächlich über die Kreuzung wollen – dann aber mit eingebauter Vorfahrt für die vielen Fahrgäste, die an Bord sind.
3 Kommentare
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Der Artikel ist aus 2019 – also fast 5 Jahre alt. Was hat sich bisher getan? Ist dieses System mitlerweile flächendeckend in Bremen in Betrieb? Gibt es diese Beschleunigung nur für die Straßenbahn oder auch für Linienbusse?
Vielen Dank für die Antworten!-
Hallo Björn,
die Technik ist auch heute die gleiche, wird nur immer wieder einmal optimiert. Und überall, wo wir fahren, gilt so gut wie möglich die Bevorrechtigung.
Schöne Grüße aus der Redaktion
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Ich wusste ehrlich gesagt nicht, dass es neben den ganz normalen Ampeln fast überall auch spezielle Lichtsignalanlagen für Busse und Bahnen gibt. das ist wohl auch eine Art von Software für Verkehrstechnik. Genau wie bei den Bahnen.