Das Elektro-Bus-Trio ist komplett – die BSAG zieht Zwischenbilanz

Das Elektro-Bus-Trio ist komplett – die BSAG zieht Zwischenbilanz
14. August 2017 Sonja Niemann

Fast auf den Tag genau zwölf Monate sind zwischen der Vorstellung des ersten Elektrobusses im Bremer Linienverkehr und der Ankunft des dritten Batterie-Fahrzeugs aus dem Hause Ebusco vergangen. Die Komplettierung des E-Bus-Trios haben die Bremer Straßenbahn AG und Verkehrssenator Dr. Joachim Lohse jetzt zum Anlass genommen, alle drei umweltfreundlichen Fahrzeuge auf dem Marktplatz zu präsentieren und eine erste Zwischenbilanz zur E-Mobilität in Bremen zu ziehen.

»Die Erfahrungen der vergangenen zwölf Monate haben uns gezeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg«, resümiert BSAG-Vorstandssprecher Hajo Müller. Fahrgäste begegnen dem Zwölf-Meter-Bus von Sileo regelmäßig auf der Linie 20 zwischen der Überseestadt und der Domsheide sowie auf der Linie 63 vom Güterverkehrszentrum zum Hauptbahnhof. Der 18-Meter-Gelenkbus, ebenfalls von Sileo, ist seit rund drei Monaten im Nahverkehr unterwegs – in der Regel auf den Linien 51 und 53. Der dritte Bus wird derzeit ausgerüstet und voraussichtlich im September auf Linie gehen.

Drei Elektro-Busse für drei Jahre im Einsatz

Hinter den Kulissen musste viel passieren, damit die Fahrzeuge ins BSAG-Liniennetz integriert werden konnten. Mehr als 400 Fahrerinnen und Fahrer sowie über 50 Mitarbeitende aus der Werkstatt wurden speziell für den Umgang mit den Batterie-Bussen geschult. Außerdem musste auf dem Betriebsgelände am Flughafendamm, wo die die Fahrzeuge nachts mit Strom »aufgetankt« werden, erst einmal die notwendige Ladeinfrastruktur geschaffen werden.

Die Elektrobusse sollen sich insgesamt drei Jahre lang im Linienverkehr beweisen. Alle Mitarbeiter aus dem Fahrdienst tragen in einem Tagebuch ihre Erfahrungen mit den Fahrzeugen ein. »Wir arbeiten dabei ganz bewusst mit verschiedenen Herstellern zusammen, um verschiedene Systeme und Ansätze bei den Elektrobussen kennenzulernen«, betont Hajo Müller. So verfolgen Ebusco und Sileo beispielsweise unterschiedliche Antriebs- und Batteriekonzepte. Während der eine auf einen Direktantrieb an den Rädern setzt, verfügt der andere über einen zentralen Elektromotor.

Hohe Reichweite – geringe Laufleistung

Mit der Reichweite von 250 beziehungsweise erwarteten 300 Kilometern können die Elektrofahrzeuge auf durchschnittlichen Kursen Dieselbusse ersetzen. Die längeren Kurse (in Einzelfällen bis zu 490 Kilometer) sind für die gegenwärtige E-Bus-Technologie aber noch zu lang.

Gute 15.000 Kilometer hat der 12-Meter-Bus seit seiner Anschaffung im Herbst 2016 bis heute zurückgelegt; rund 7.000 Kilometer sind es beim Gelenkbus. Im Vergleich zu einem Dieselbus mit seinen rund 85.000 Kilometern pro Jahr ist das noch eine recht geringe Laufleistung. Doch der Einspareffekt ist deutlich: Insgesamt haben die E-Fahrzeuge mit ihrem Einsatz rund 8.000 Liter Diesel eingespart. Diese Treibstoffmenge entspricht 21.000 Kilogramm Kohlenstoffdioxid. Und diese Einsparungen sollen noch steigen, wenn in Kürze auch der dritte Elektrobus in den Linienverkehr geht.

Förderung für Elektrobusse

Bremens Verkehrssenator Dr. Joachim Lohse begrüßt das Engagement der BSAG. »Wenn wir die Belastung der Luft mit Schadstoffen in Bremen in Zukunft dauerhaft und nachhaltig verringern wollen, führt an einem sauberen, elektrischen Nahverkehr als Alternative zum privaten Pkw-Gebrauch kein Weg vorbei. Das gilt besonders in den dichtbebauten und verkehrlich sehr belasteten Quartieren rund um die Innenstadt.«

Eine wichtige Rolle kommt dabei den Linienbussen zu. »Die Elektrifizierung eines einzelnen 18-Meter-Stadtbusses entlastet die Umwelt genauso wie rund 100 elektrische Pkw. Im Gegensatz zum Förderprogramm mit 4.000 Euro für Elektro-Pkw wurden Elektrobusse bislang nicht angemessen durch den Bund gefördert«, so Lohse. Auf Initiative Bremens hat die Umweltministerkonferenz am 5. Mai einstimmig beschlossen, dass der Bund ein mit jährlich 100 Millionen Euro hinterlegtes Förderprogramm für Elektrobusse auflegen soll. Dieses Förderprogramm wurde nun am 2. August beim Dieselgipfel bekanntgegeben. »Damit können pro Jahr nun rund 500 Elektrobusse in Deutschland gefördert werden, was die Umwelt genauso entlastet wie sonst 50.000 Elektro-Pkw. «

9 Kommentare

  1. Mira Webers 6 Monaten vor

    Wir beschäftigen uns gerade viel mit dem Umweltthema. Zum Beispiel wie Installationen von Elektrokomponenten umweltfreundlicher gestaltet werden können. Die Umrüstung der Standardbusse zu E-Busse finde ich wirklich sehr interessant, dass das überhaupt möglich ist.

  2. M. Tuzinski 6 Jahren vor

    Hallo Herr Holling,
    wird die BSAG auch Elektrobusse anderer Hersteller wie z. B. BYD oder Solaris testen?
    MfG
    MT

    • Andreas Holling 6 Jahren vor

      Hallo Herr Tuzinski,

      die BSAG hat in der Vergangenheit bereits Busse anderer Hersteller im Testbetrieb eingesetzt. Derzeit laufen die Fahrzeuge von Sileo und Ebusco im dreijährigen Probebetrieb. Ob und wann noch weitere Hersteller getestet werden (und welche das dann sein könnten), ist noch nicht entschieden. Letztlich hängt es unter anderem vom Angebot am Markt ab.

      Viele Grüße
      Andreas Holling

  3. Arfi 7 Jahren vor

    Hallo!

    Ist schon bekannt wann der Ebusco 2.1 in den Linieneinsatz gehen soll und wird es dann tatsächlich die Linien 29/52 sein? Super wäre wenn ihr es hier bekannt geben würdet.

    Im Text steht:
    „Mit der Reichweite von 250 beziehungsweise erwarteten 300 Kilometern können die Elektrofahrzeuge auf durchschnittlichen Kursen Dieselbusse ersetzen. Die längeren Kurse (in Einzelfällen bis zu 490 Kilometer) sind für die gegenwärtige E-Bus-Technologie aber noch zu lang.“

    Sileo will auf der Busmesse „Busworld“ in Kortrjik im Oktober eine neue Generation vorstellen, die soll dann eine Reichweite von 400 km schaffen. http://www.sileo-ebus.com/fileadmin/user_upload/service/presse/2017/Sileo-Ebus-PM-29-08-2017.pdf

    Eurabus will Ende dieses Jahres die neue Generation „Eurabus 3.0“ vorstellen, der Solobus soll eine Reichweite von 400 km und der Gelenkbus sogar 650 km schaffen. https://www.eurabus.de/eurabus/eurabus-3-0/

    Wird die BSAG diese Busse der neuen Generation auch mal testen?
    Wäre doch interessant, schon alleine wegen der hohen Reichweit!

    • Andreas Holling 7 Jahren vor

      Hallo Arfi,

      die BSAG schaut wie alle Verkehrsunternehmen mit großen Interesse auf die aktuellen Entwicklungen bei den Elektrobussen. Grad im Liniendienst ist das Thema Reichweite natürlich wichtig. Im Unterschied zum privaten Pkw fahren Busse auf geplanten Routen und deren Länge – und damit die Reichweite – lassen sich vergleichsweise gut planen. Die BSAG wird zunächst ihre drei Busse ausgiebig testen. Einen genauen Termin für den Linieneinsatz des Ebusco gibt es leider noch nicht. Derzeit gehen wir von Oktober aus.

      Viele Grüße

  4. Reh 7 Jahren vor

    Sind denn auch Tests mit Wasserstoff geplant?
    Wie genau sieht denn die Ladeinfrastruktur aus: Lademasten, Stromabnehmer, die an der Oberleitung der Straßenbahn „tanken“, induktiv oder einfach ein Stecker?

    • Andreas Holling 7 Jahren vor

      Hallo,

      aktuell sind keine Tests mit Wasserstoff geplant. Die BSAG setzt bei ihrem Probebetrieb auf batteriebetriebene Fahrzeuge. „Betankt“ werden die Busse über Nacht auf dem Betriebsgelände in der Neustadt – und tatsächlich per Stecker.

      Viele Grüße
      Andreas Holling

  5. Marcus - André Schlichting 7 Jahren vor

    Die Probleme mit dem Sileo Gelenkbus wurden leider immer noch nicht behoben. Die Türen öffnen nach wie vor viel zu langsam und der Fahrer ist immer noch dazu gezwungen mehrmals den Drücker von Tür 2 zu betätigen, bevor diese überhaupt mal reagiert.

    • Andreas Holling 7 Jahren vor

      Hallo Herr Schlichting,

      das Thema ist hier im Hause und auch dem Hersteller bekannt. An einer Lösung wird zwar gearbeitet, doch wann dies gelingt kann ich leider nicht sagen.

      Viele Grüße
      Andreas Holling

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