Die älteste Straßenbahn der BSAG hat nun „fast“ wieder ihre Originalfarbe
Wenn die historische „Molly“ das nächste Mal durch Bremens Straßen rollt, werden die Bürger sich verwirrt die Augen reiben: Ist das nicht die „Molly“? Aber die sieht ja vollkommen anders aus!
Und tatsächlich glänzt die alte Bahn in ganz neuer Farbe. Denn durch neue Forschungserkenntnisse konnte die ursprüngliche Lackierung der Straßenbahn genauer definiert werden. Nun soll die alte Dame wieder in ihrem originalen Glanz erstrahlen – eine Aufgabe, der sich die Azubis der BSAG mit Eifer und Fleiß widmen. Schließlich steht die „Molly“ schon seit 2003 im Straßenbahnmuseum Das Depot in Sebaldsbrück und wird diesem auch nach den Arbeiten wieder übergeben.
„Für unsere Azubis gibt es solche Projekte immer mal wieder, wenn sich etwas anbietet“, sagt Ingo Richert, der Leiter der Lackiererei. „Sie freuen sich über die Aufgabe, weil sie dann mal etwas anderes zu tun haben.“
Auf die „Molly“, fertig, los
Unter Aufsicht eines Gesellen arbeiten vier Azubis gemeinsam mehrere Monate in der BSAG-Werkstatt an der „Molly“ und übernehmen so eine große Verantwortung.
„Wir können an der Molly viel selbstständiger arbeiten als sonst“, erklärt die angehende Lackiererin Dilan Tonguz. „Wenn wir Fragen haben, helfen uns unsere Ausbilder aber auch jederzeit weiter.“
An der „Molly“ wird die komplette „Außenhaut“ erneuert: Die alten Farbreste werden abgeschliffen, die Dellen entfernt und der ganze Wagen wird neu lackiert. Anschließend arbeiten die Konstruktionsmechaniker an der Bahn, um sie wieder verkehrstauglich zu machen, damit sie ihre Straßenzulassung erlangt.
„Das Lackieren an sich macht Spaß, nur die ganze Vorarbeit ist sehr aufwendig – vor allem bei der Molly, weil sie viele Dellen und Beulen hat“, erzählt Thorben Brumund, der momentan im dritten Ausbildungsjahr in der BSAG-Lackiererei tätig ist.
Nach der Vorarbeit werden mit weißem Füller auch die kleinsten Blechschäden aufgefüllt und überdeckt. Erst dann können die Azubis mit dem Lackieren beginnen. Schließlich soll die alte Straßenbahn wieder ein Schmuckstück in der Sammlung des Vereins Freunde der Bremer Straßenbahn e.V. (FdBS) werden.
Die Historie der „Molly“
Gebaut im Jahr 1900, gehörte der Wagen zu einer Serie von 147 Fahrzeugen, die zunächst in der Fertigungshalle in Walle und später in der Hansastraße entstanden. Während die Karosserien der anderen Bahnen in den 30er Jahren umgebaut und modernisiert worden sind, behielt Triebwagen 49 seine altmodische, traditionelle Ausstattung. Nachdem sein Linieneinsatz 1954 endete, wurde er zwei Jahre lang als Reklamewagen eingesetzt. Nach anschließender fünfjähriger Pause wurde er 1962 in der BSAG-Hauptwerkstatt zum historischen Triebwagen 149 umgebaut und in „Molly“ benannt.
1992 wurde die „Molly“ gründlich aufgearbeitet, neu lackiert und erhielt einen sogenannten Scherenstromabnehmer, mit dem sie sich wieder aus eigener Kraft – jedoch ohne Fahrgäste – fortbewegen kann.
Die richtige Farbwahl
Weil nur Schwarzweißfotos aus der Vergangenheit vorliegen, konnte man die ursprüngliche Farbe des Triebwagens nicht sicher bestimmen. Anhand eines Pferdewagens aus dieser Zeit konnte man jedoch ein ungefähres Farbschema anpassen. Somit erlangt die neu lackierte „Molly“ zwar nicht ihr exaktes Aussehen wieder, aber mit dem grünen Anstrich und den Zierstreifen hat sie große Ähnlichkeit mit dem Original.
(Dank an Heiner Brünjes und Gerd Borcherding vom Verein Freunde der Bremer Straßenbahn für die Unterstützung bei der Recherche – ein besonderes Dankeschön geht an Sinja Louise Arndt für den Textbeitrag)