Vier Straßenbahnlinien und noch einmal doppelt so viele Buslinien nehmen heute in Gröpelingen ihren Anfang. Der Betriebshof der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) mit seiner Umsteigeanlage ist ein Drehkreuz zwischen der Innenstadt, dem Bremer Westen und Bremen-Nord. Ab Mitte Januar wird dieses fast 100 Jahre alte Depot nun umgebaut. Es entsteht eine moderne Haltestelle mit kurzen Wegen.
Am 13. Januar beginnt der Umzug
Es ist der 13. Januar 2020 – der letzte Arbeitstag in der BSAG-Werkstatt im Bremer Westen. Es ist noch dunkel an diesem frühen Montagmorgen. In langsamer Fahrt verlässt zum vorerst letzten Mal eine Straßenbahn die Abstellanlage auf dem Betriebshof an der Gröpelinger Heerstraße. Von außen sieht die fast 100 Meter lange Wagenhalle des Depots beeindruckend aus. Gebaut wurde sie 1926 im Stil der sogenannten Neuen Sachlichkeit. Ihr Architekt war Rudolf Jacobs – der auch das Postamt 5 am Hauptbahnhof entwarf.
Der Betrieb in Gröpelingen geht weiter
Doch bei genauerem Hinsehen wird klar: Werkstatt, Arbeitsplätze und Sozialräume sind in die Jahre gekommen und müssen modernisiert werden. Auch benötigt die BSAG eine größere Abstellanlage, damit die neuen und breiteren Straßenbahnen dort abgestellt werden können. Nicht mehr zeitgemäß ist auch die Umsteigesituation für die rund 24.000 Fahrgäste täglich. Die Wege zwischen Bus und Bahn sind weit und unübersichtlich. In der neuen Anlage halten die Straßenbahnlinien 2, 3, 5 und 10, die Buslinien 80, 81, 82, 90, 91, 92, 93 und 95 sowie die Regionalbuslinien 660 und 680 in unmittelbarer Nähe zueinander. Die Wege werden kürzer und sind überdacht.
Der Neubau in Gröpelingen bedeutet aber nicht, dass die Linien dort während der Bauarbeiten nicht mehr hinfahren. Zunächst bleibt die alte Umsteigeanlage in Betrieb. Es wird in den kommenden Monaten dann eine provisorische Anlage an der Debstedter Straße errichtet. Für eine Übergangszeit halten dort dann die Busse und Bahnen. Nach Fertigstellung der neuen Umsteigeanlage – voraussichtlich im Sommer beziehungsweise Herbst 2021 – halten alle Linien an der neuen Anlage direkt an der Gröpelinger Heerstraße.
Der Zeitplan bis 2023
Bereits im Jahr 2019 sind das Fundbüro und die Fahrausweisprüfung umgezogen. Auch wenn es im Januar 2020 schon los geht, zunächst einmal ist wenig vom Neubau zu sehen. Den Start machen die Demontage der Oberleitungen am Depot und die Rückbauarbeiten im Inneren der Werkstatt. Der eigentliche Abriss mit schwerem Gerät beginnt Mitte/Ende Februar. Anfang März bis Ende April 2020 folgt dann die Sanierung der Gleise an der Gröpelinger Heerstraße sowie die Fertigstellung einer provisorischen Wendemöglichkeit an der Havemannstraße. Ab Mai 2020 wird die provisorische Haltestelle an der Debstedter Straße errichtet. Sie wird Mitte August 2020 in Betrieb gehen.
Im Sommer 2020 beginnt zugleich der Bau der neuen Umsteigeanlage. Im Frühjahr 2021 folgt der Baubeginn für die Werkstatt und das geplante Polizeikommissariat für rund 140 Beamtinnen und Beamten auf dem Gelände des neuen Betriebshofs. Die Busse und Bahnen können dann ab Sommer beziehungsweise Herbst 2021 die neue Umsteigeanlage an der Gröpelinger Heerstraße anfahren. Bis alles fertiggestellt ist, vergeht aber noch etwas Zeit. Der Abschluss der Arbeiten am Betriebshof mit Abstellanlage sowie Werkstatt und Polizei ist für das Frühjahr 2023 vorgesehen.
Investitionen in Gröpelingen
Um den Standort Gröpelingen als eines der wichtigsten Drehkreuze zukunftsfähig zu machen, fließt in den kommenden Jahren viel Geld in den Bremer Westen. Für das neue Depot, die Werkstatt, das Polizeikommissariat, die Umsteigeanlage und die Veränderungen im Straßenraum rund um das Depotgelände ist es ein zweistelliger Millionenbetrag. Finanziert wird dieser zu unterschiedlichen Anteilen von der BSAG als Teil der Investition in das ÖPNV-Netz, durch bremische Mittel verschiedener Ressorts, sogenannte ÖPNVG-Mittel, sowie durch Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Dafür entstehen dort neben der Umsteigeanlage auch Abstellflächen für die Straßenbahnen, ein modernes Werkstattgebäude mit Sozialräumen und das neue Polizeikommissariat.
Aktuelle Informationen zum Neubauprojekt gibt es auch unter www.zukunft-groepelingen.de.
1 Kommentar
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Hallo,
wenn ich mir die Pläne für den neuen Betriebshof ansehe, habe ich den Eindruck, dass die Kapazität der Abstellanlage geringer ist, als jetzt. Täuscht das oder liege ich richtig. Wenn da tatsächlich weniger Fahrzeuge Platz haben sollten, wäre das im Hinblick auf eine Mobilitätswende hin zu mehr ÖPNV aber eher kontraproduktiv.
Gruß
Dietmar Krebs