Im Porträt – Oliver Krause

Im Porträt – Oliver Krause
25. Oktober 2021 Sonja Niemann

Mehr als nur Bahnfahren

Oliver Krause ist ausgebildete Fachkraft im Fahrbetrieb
Seine Begeisterung für Schienenfahrzeuge hat schon in seiner Kindheit eine besondere Rolle gespielt. Jetzt mit 20 Jahren fährt Oliver Krause selbst bis zu 50 Tonnen schwere Straßenbahnen durch Bremen. Er ist Fachkraft im Fahrbetrieb.

»Am liebsten fahre ich in die Nacht hinein«, sagt Oliver Krause. Wenn er dann noch auf der Linie 1 Dienst hat, wo er überall dort, wo die Straßenbahn auf einem eigenen Bahnkörper unterwegs ist, auch mal auf bis zu 60 Stundenkilometer beschleunigen kann, macht ihm die Arbeit besonders viel Spaß.

Als er noch ein kleines Kind war, sind seine Eltern schon mit ihm zum nächsten Bahnhof nach Rastede gefahren, um dort »Züge zu gucken«. Später ging es zum »großen Bahnhof« nach ­Oldenburg: den ICE aus München in Empfang nehmen und ein Besuch bei McDonald’s – ein Ritual, an das sich der 20-Jährige auch als junger Erwachsener noch gern erinnert. »Das war eine schöne Zeit«, sagt er.

Selbst bei der Deutschen Bahn anzuheuern, kam für den Wiefelsteder aber überraschenderweise nicht infrage. »Ich wollte was Regionales machen«, erklärt er. Den 40-minütigen Arbeitsweg aus seinem Heimatort Metjendorf zur Ausbildung bei der Bremer Straßenbahn AG nahm er dafür in Kauf – und hat die Entscheidung nicht bereut. »Hier ist man nah an den Kolleginnen und Kollegen zum Beispiel aus der Disposition, man kann einfach mal reingehen und ,hallo‘ sagen. Beim Ein- und Ausrücken und in den Pausenräumen trifft man außerdem immer jemanden. Das ist einfach fami­liärer«, meint Oliver Krause.

Wenn er Frühschicht hat, beginnt für ihn der Arbeitstag auf dem Betriebshof in der Neustadt. Der Computer spuckt den Kurszettel aus, auf dem steht, welche Strecke das Fahrzeug, mit dem er ausrückt, heute fahren wird, bevor es zum Betriebshof zurückkehrt. Krause begleitet diese Straßenbahn rund vier Stunden, bevor er von einer Kollegin oder ­einem Kollegen abgelöst wird, um Pause zu machen. Danach geht es für den zweiten Schichtteil auf eine andere Straßenbahn. Obwohl er als Fahrer relativ abgeschottet ist, mag Oliver Krause den Kontakt zu den Fahrgästen. »Gerade ältere Menschen kommen doch häufiger nach vorn, brauchen eine Auskunft oder bedanken sich auch schon mal, dass man auf sie gewartet hat«, sagt er.

Bereits seit 2019 fährt der Niedersachse bei der BSAG Straßenbahn. Die Berechtigung dazu hat er im Rahmen der Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb (FiF) erworben, die er im Januar 2021 erfolgreich abschloss. Als FiF hat er während seiner Ausbildung nicht nur das Fahren gelernt, sondern auch Einblicke in andere Abteilungen bei der BSAG bekommen. Neben der Werkstatt und den Kundencentern standen dabei besonders die Bereiche im Mittelpunkt, die im Hintergrund dafür verantwortlich sind, den Verkehr der BSAG zu organisieren. So gab es etwa Einblicke in die Verkehrsplanung, die unter anderem künftige Linienverläufe entwickelt, und in die Abteilung Fahr-, Umlauf- und Dienstplanung. Die Kolleginnen und Kollegen dort planen, wie und wo welche Fahrzeuge fahren müssen und wie viele Dienste, also Mitarbeitende, benötigt werden, um alle Fahrten aus dem BSAG-Fahrplan durchzuführen. In der Disposition lernen FiFs, wie die einzelnen Mitarbeitenden auf die so geplanten Dienste verteilt werden.

Langfristig kann sich Oliver Krause gut vorstellen, einen Teil seiner Arbeitszeit auch am Schreibtisch zu verbringen. »Eine Kombi aus Fahrdienst und Bürotätigkeit, zum Beispiel in der Disposition, wäre toll«, sagt er. Den ganzen Tag nur am PC zu hocken – das stellt er sich auf Dauer zu langweilig vor.

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