Einmal Busfahrer sein – sogar ohne Führerschein

Einmal Busfahrer sein – sogar ohne Führerschein
21. September 2017 Sonja Niemann

Einmal selbst einen Bus durch Bremen lenken – diese Erfahrung konnten jetzt Besucher des Kinder-Spielfests am Kirchweg machen. In einem echten BSAG-Bus waren zwei Computer aufgebaut, an denen sie die noch unveröffentlichte Bremen-Nord-Ergänzung des PC-Omnibus-Simulators »OMSI 2« als erste Spielerinnen und Spieler ausprobieren durften.

Beim Probespielen zeigte sich, dass auch OMSI-Fans, die nicht aus Bremen kommen, großes Interesse an den BSAG-Linien haben. Sie kamen unter anderem aus Oldenburg und Dortmund an den Kirchweg, um den virtuellen Bus durch den Bremer Norden zu steuern.

Ein OMSI-Fan kam sogar aus Köln

Die weiteste Anreise dürfte wohl der 15-jährige Leon aus Köln gehabt haben. Er hatte sich – natürlich mit dem Bus – auf den Weg gemacht, begleitet von seiner Oma Ingrid Thielson. »Wir fahren sonst jeden Sonntag zusammen in Köln Bus«, erzählte sie von der Bus-Leidenschaft ihres Enkels.

Mindestens genauso viel Bus-Simulator-Leidenschaft bringt auch Dennis Kurzawe mit. Der 21-Jährige aus Berne ist für die Bremen-Nord-Erweiterung verantwortlich. Bereits seit fünf Jahren baut er Strecken für das Computerspiel nach. Im vergangenen Jahr wurde schließlich der Computerspielverlag Halycon auf den 21-Jährigen aufmerksam und gab die Bremen-Erweiterung offiziell in Auftrag. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern Thomas Schwemmer und Marcel Straß hat er die Beta-Version des Spiels jetzt erstmals präsentiert.

Rund 3.000 Arbeitsstunden stecken in Simulation

Kurzawe leitet seit 2016 ein 14-köpfiges Projektteam mit OMSI-Spezialisten aus ganz Deutschland und sogar aus Bulgarien und Polen. Gemeinsam arbeiten sie daran, dass mehrere Buslinien der BSAG mit den Original-Fahrzeugen befahren werden können.

Um das Fahrerlebnis besonders realistisch zu machen, hat das Team in bisher rund 3.000 Arbeitsstunden besonders viel Wert auf Details gelegt. Mehr als 300 Gebäude, darunter das Klinikum Bremen-Nord, haben die Simulator-Experten am Rechner dreidimensional nachgebaut. So ist die Blumenthaler Mühlenstraße mit fast allen ihren Gebäuden vertreten.

Viele Details eingebaut

Auf dem BSAG-Betriebsgelände, aber auch im Bremer Busnetz haben Kurzawe und seine Mitstreiter Dutzende Fahrzeuggeräusche aufgenommen und kleinste Details unter die Lupe genommen, um die digitalen Nachbildungen möglichst realistisch zu gestalten.

»Die neuen Inhalte sind deutlich professioneller als alles, was wir bisher gemacht haben«, sagt der 21-Jährige. Fahrgaststimmen sorgen für Atmosphäre; Umleitungen, Haltestellenverschiebungen, Autos und andere Fahrzeuge sollen es den Spielenden schwer machen, den Fahrplan einzuhalten.

Add-On soll noch dieses Jahr in den Handel kommen

Das Add-On spricht auch Nostalgiker an. Je nachdem, welches Jahr die Spielenden zu Beginn ihres virtuellen Dienstes am Buslenkrad angeben, sind sie entweder auf den alten Bremen-Nord-Linien 75, 76 und 78/79 unterwegs oder fahren auf den Strecken der aktuellen Linien 95E, 96/97 und 98/99. Dafür haben Kurzawe und seine Helfer sogar die alten und aktuellen Original-Haltestellenansagen ins Spiel implementiert.

»Es gibt viele Menschen, die sich fürs Busfahren interessieren«, erklärt der 21-Jährige die Nachfrage nach dem Simulationsspiel. Dafür spricht auch die Zahl der OMSI-Spieler. Nach Angaben des Verlags gibt es 120.000 Nutzer weltweit, etwa die Hälfte von ihnen wohnt in Deutschland. »Aber auch Spieler aus China interessieren sich für die BSAG-Busse und unsere Linien«, sagt Kurzawe.

Die Bremen-Nord-Erweiterung soll noch in diesem Jahr veröffentlicht werden und ist dann im Handel erhältlich.

 

3 Kommentare

  1. Luise Hanson 6 Jahren vor

    Mein Neffe möchte eine Ausbildung zum Busfahrer machen und eine solche Simulatorerfahrung wäre ideal für ihn. Ich finde es faszinierend, wie detailgetreu die Simulation gestaltet wurde. Toll, dass man die Simulation auch kaufen kann!

  2. helga 6 Jahren vor

    Eine ganz tolle Idee mit der Simulation! Da kann man schon von Anfang an die Verantwortung spüren, was auch unser Sohn zum ersten Mal erlebt hat. Busfahrer wurde zu seinem Lieblingsberuf. Nachdem er erfolgreich die Sachkundeprüfung gem. § 34a GewO berlin abgelegt hatte, wurde der erste Bus gekauft. Heute aber schon über sieben. Wir legen Hoffnungen auf unseren Sohn, können aber auch beobachten, wie ernst er seinen Beruf nimmt:) Danke!

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