Einladung zum Perspektivwechsel im Bremer Westen
Zwischen Ausgrenzung und Teilhabe liegen im wahrsten Sinne des Wortes manchmal nur wenige Zentimeter. Denn wo Rampen und Lifte fehlen, werden Stufen und Bordsteinkanten zum kaum überwindbaren Hindernis. Um die alltäglichen Hürden für Menschen mit Behinderungen auch denjenigen verständlich zu machen, die nicht davon betroffen sind, haben mehrere Akteurinnen und Akteure, die sich für ein barrierefreies Bremen engagieren – unter ihnen die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) – vor einigen Jahren gemeinsam das Projekt Rollstuhl-Parcours ins Leben gerufen. Von Donnerstag, 30. Januar, bis Sonnabend, 1. Februar, jeweils von 10 bis 18.30 Uhr ist der Parcours nun im Walle-Center an der Waller Heerstraße zu Gast.
Fünf Stationen bieten einen neuen Blick auf bekannte Situationen
Der Parcours besteht aus vier unterschiedlichen Stationen, an denen die Besucherinnen und Besucher in einem Rollstuhl Platz nehmen und einen neuen Blick auf gewohnte Situationen erleben. Diese Perspektive soll dazu beitragen, im Umgang mit Menschen mit Behinderung Berührungsängste abzubauen, Sensibilität und Akzeptanz zu entwickeln und aktiv zur Integration beizutragen. Die fünfte Station bildet der Blindenparcours.
Station 1 – »Durch die Tür«
Ein einfacher Handgriff, der viel Übung erfordert: Über eine kleine Rampe rollen die Teilnehmenden am Parcours zu einer Tür. Diese lässt sich nur gegen die Fahrtrichtung öffnen. Sie wird geöffnet, indem gleichzeitig der Rollstuhl nach hinten bewegt wird. Nach der Durchfahrt wird die Tür wieder geschlossen.
Station 2 – »Über Wellen und Klüfte«
Es gilt einen welligen Untergrund zu überwinden. Ein Bodenbelag, der für typisches grobes Kopfsteinpflaster steht. Die Teilnehmenden müssen den Rollstuhl leicht nach hinten kippen, um mit den Fronträdern nicht hängen zu bleiben.
Station 3 – »Über Wippe und Rampe«
An dieser Station ist Balance gefordert. Wie beim Überqueren einer Kabelabdeckung auf einer Großveranstaltung müssen die Teilnehmenden hier das Kipp-Moment des Rollstuhls in den Griff bekommen.
Station 4 – »Alle Einsteigen, bitte!«
Vor allem ungeübte Rollstuhlfahrende erleben beispielsweise den Zugang zu einem Gebäude über eine Rampe als Herausforderung. Das ist auch der Inhalt der letzten Station des Parcours. Zunächst geht es über eine kleine Rampe hoch, bevor es über eine weitere, steile Rampe weitergeht – eine Übung, die nur zu zweit erledigt werden sollte.
Station 5 – Der Blinden-Parcours
Ergänzt wird die Veranstaltung im Walle-Center durch einen Blindenparcours. Mit einer Binde vor den Augen lässt sich spüren, wie ungewohnt und schwierig es ist, für selbstverständlich gehaltene Wege zu absolvieren. Für den Blindenparcours stehen neben dem Blindenstock auch zwei Brillen zur Verfügung. Eine Brille simuliert dabei eine Seheinschränkung und erlaubt es noch, hell und dunkel zu erkennen. Die zweite Brille führt die Teilnehmenden in die Welt von blinden Menschen ein.
BSAG überprüft E-Mobile auf ihre Mitnahmefähigkeit in Bus und Bahn
Elektromobile – sogenannten E-Scooter – die von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen in Bussen und Bahnen mitgenommen werden sollen, brauchen seit Anfang des Jahres 2019 ein bundesweit gültiges Piktogramm. Es zeigt einen weißen E-Scooter und einen weißen Bus auf blauem Grund. Mit ihm bescheinigt der Hersteller, dass das Modell zur Mitnahme im Öffentlichen Personen-Nah-Verkehr geeignet ist.
Die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) bietet E-Scooter-Nutzenden am Donnerstag, 30. Januar, und Sonnabend, 1. Februar, jeweils von 10 bis 17 Uhr an, Fahrzeuge ohne Hersteller-Piktogramm mit einem eigenen BSAG-Piktogramm auszuzeichnen, sofern sie die entsprechenden Merkmale aufweisen, also ohne Sicherheitsbedenken in Bussen und Bahnen mitfahren dürfen.
Um diese Voraussetzung zu erfüllen darf ein E-Scooter zum Beispiel nicht länger als 1,20 Meter sein und inklusive aufsitzender Person nicht mehr als 300 Kilogramm wiegen. Außerdem muss der Scooter über mindestens vier Räder verfügen und der Nutzer oder die Nutzerin muss über das Merkzeichen »G« im Schwerbehindertenausweis verfügen. Das auf dem E-Mobil aufgeklebte Piktogramm erlaubt die Mitnahme in allen Fahrzeugen der BSAG.
Rollatoren-Training ergänzt Angebot
Wer statt mit einem Rollstuhl oder dem E-Scooter mit einem Rollator in den Bussen und Bahnen der BSAG unterwegs ist, kann dessen richtigen und sicheren Gebrauch ebenfalls üben. Die Bremer Straßenbahn AG bietet hierzu mehrmals im Jahr Trainings an. Infos dazu gibt es »hier.