Ahnengalerie: Diese Fahrzeuge fuhren dem Nordlicht voraus

Von Sonja Niemann in Nordlicht 10. April 2020

By Sonja Niemann

10. April 2020

Straßenbahnen sind in Bremen schon seit mehr als 140 Jahren unterwegs. 1876 nahm die Bremer Pferdebahn ihren Betrieb auf. Aber jedes Mal, wenn neue Fahrzeuge angeschafft wurden und das erste Mal durch die Hansestadt fuhren, war das ein besonderes Ereignis.

Die Erinnerung an »ihre« Straßenbahn verbindet ganze Generationen. Das wird besonders dann deutlich, wenn der Verein Freunde der Bremer Straßenbahn mit seinen historischen Fahrzeugen unterwegs ist. Menschen bleiben stehen und zücken begeistert die Kamera.

Zeitreise durch Bremens Nahverkehrsgeschichte

Zum Glück sind die Freunde der Bremer Straßenbahn auch fleißige Archivare. So können wir an dieser Stelle einen – wenn auch nicht vollständigen – Blick auf die Ahnengalerie des neuen Nordlichts werfen. Der Ausflug in die Geschichte führt zurück bis ins Jahr 1888. Pro vorgestelltem Fahrzeug finden Sie zwei Fotos und viele spannende Informationen.

Viel Spaß beim Durchklicken!

Der GT8N-1 muss seinen Titel als Bremens modernste Straßenbahn an das Nordlicht abgeben. Die insgesamt 43 Fahrzeuge sind zwischen 2005 und 2012 von Bombardier für die Bremer Straßenbahn AG gebaut worden. Seit ihrer Einführung sind alle BSAG-Straßenbahnen niederflurig, das heißt, ohne Stufen an den Eingangstüren zu erreichen. Ein wichtiger Schritt in Richtung Barrierefreiheit.
Der GT8N-1 hat in Bremen Spuren hinterlassen: Weil er als erste Straßenbahn 2,65 Meter breit und damit deutlich geräumiger ist als alle seine Vorgänger, musste das Gleisnetz angepasst werden. Die Schienen mussten weiter auseinander gelegt werden, damit die breiten Fahrzeuge bei einer Begegnung miteinander nicht kollidieren. Da diese Arbeiten nur im Rahmen ohnehin anstehender Unterhaltungsarbeiten durchgeführt wurden, dauerte dieser Prozess bis 2020.
Die Dienstzeit der GT8N, die zwischen 1993 und 1996 nach Bremen kamen, geht nun zu Ende. Sie werden vom modernen Nordlicht abgelöst. Gemeinsam haben die alten und schmalen Bahnen Millionen von Kilometern auf dem Zähler. Gebaut hat sie AEG (seit 1996 Adtranz).
Insgesamt 77 dieser Fahrzeuge waren in Bremen im Einsatz und werden jetzt nach und nach verschrottet. Sie waren übrigens die ersten Fahrzeuge, die beim Bremsen Fahrstrom an die Oberleitung zurückgeben konnten. Früher konnten Fahrgäste im GT8N noch Fahrkarten beim Fahrer oder bei der Fahrerin kaufen, bevor 2006 Ticketautomaten eingebaut wurden.
Die sogenannten Wegmann-Wagen sind auch unter dem Namen Stadtbahn-Wagen bekannt. Die BSAG hat sie ab 1973 angeschafft. Anders als die heutigen Straßenbahnen waren sie in der Regel noch mit Beiwagen unterwegs. Viele Bremerinnen und Bremer erinnern sich noch an diese Fahrzeuge. Schließlich waren sie bis 2011 im Linieneinsatz.
Die rot-weiße Lackierung der Stadtbahnwagen sollte zum Ausdruck bringen, dass die Fahrzeuge der Stadt gehören. Der Triebwagen 557 aus dieser Baureihe ist heute Museumsfahrzeug der Freunde der Bremer Straßenbahn und aushilfsweise auch für die BSAG-Fahrschule im Einsatz. Die Aufarbeitung der inzwischen historischen Straßenbahn hat drei Jahre lang gedauert.
Diese Straßenbahn ist nicht nur in Bremen gefahren, sondern auch dort gebaut worden. Bei Hansa-Waggonbau in Hastedt entstanden 30 Trieb- und 24 Beiwagen. Sie wurden gebraucht, weil die Linie 1 nach Blockdiek und Osterholz Mitte der 1960er-Jahre in Betrieb ging. Die Beiwagen waren übrigens so konstruiert, dass sie auch zum Triebwagen umgebaut hätten werden können.
Bis 1994 war der Triebwagen 446 im Liniendienst. Einige Jahre war er anschließend als »Kinderpartybahn« in der Hansestadt unterwegs, bevor er 2002 zunächst aufs Abstellgleis fuhr. Einige Jahre später nahmen sich die Freunde der Bremer Straßenbahn dem Fahrzeug an. Heute absolviert der 446 mit seinem Beiwagen jede Menge Museumsfahrten.
Die Hansa-Waggonbau aus Hastedt hat 1954 insgesamt 22 Trieb- und 20 Beiwagen gebaut. Einsteigen mussten Fahrgäste in diese Fahrzeuge hinten. Dort saß der Schaffner und kontrollierte die Fahrkarten.
Noch bis 1990 waren die Hansa-Wagen im Linieneinsatz. Für Mitarbeitende des Fahr- und Schaffnerdienstes war dieses Fahrzeug eine echte Verbesserung. Sie konnten ihre Arbeit im Sitzen verrichten. Ab 1967 wurden die Fahrzeuge für den schaffnerlosen Verkehr umgerüstet. Fahrkarten gab es nun beim Fahrpersonal.
16,6 Meter lang war dieser Straßenbahntyp, der von 1957 bis 1977 in Bremen unterwegs war - und damit nicht mal halb so lang wie das neue »Nordlicht«. Dabei waren die Fahrzeuge aus dem Werk von Hansa-Waggonbau damals ebenfalls eine technische Innovation. Zu ersten Mal war ein Triebwagen mit Gelenk unterwegs. Das bedeutete mehr Platz für Fahrgäste - 30 Menschen konnten sitzen, außerdem gab es 40 Stehplätze.
Der Triebwagen 917 aus dieser Baureihe, der heute Museumsfahrzeug ist, hat eine besondere Geschichte. Ab 1977 fuhr er als erste Partybahn Bremens feiernde Gäste durch die Stadt - allerdings nur drei Jahre lang. Ab 2001 bereiteten BSAG-Mitarbeitende, Azubis und Mitglieder der Freunde der Bremer Straßenbahn das alte Fahrzeug auf, das die Öffentlichkeit zum ersten Mal 2002 bei der Eröffnung der Verlängerung der Linie 4 nach Borgfeld zu sehen bekam.
Dieser Triebwagen ist 1947 bei der Bremer Dock- und Maschinenbau gebaut worden. Eigentlich steckte hinter diesem Namen die AG Weser, die sich nach dem Krieg mit dem Bau von Straßenbahnen über Wasser hielt, da der Schiffbau verboten war. 25 Trieb- und Beiwagen gingen damals in den Liniendienst.
Diese Straßenbahn hatte eine Spitzengeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern. Zum Vergleich: Heute sind Straßenbahnen mit bis zu 70 km/h unterwegs. Der alte Triebwagen aus dem Jahr 1947 wurde viele Jahre später zum Museumsfahrzeug aufgearbeitet. Diese Aufgabe dauerte ganze zehn Jahre. Heute bedient er die historische Linie 16.
Vor gut 100 Jahren hatten Straßenbahnen noch eine offene Plattform. Sie wurden 1924 geschlossen. Der Triebwagen 134, der auf dem Foto zu sehen ist, war bis 1954 im regulären Liniendienst. Das war aber noch längst nicht sein Karriereende. Anschließend wurde er zum fahrenden Klassenzimmer umgestaltet und diente als Fahrschulwagen.
Tatsächlich zeigt auch dieses Bild Triebwagen 134. 1939 wurde er komplett umgestaltet. Seitdem hat das Fahrzeug glatte Außenwände, rechteckige Fenster, stoffbezogene Bänke, Vorhänge und ein sogenanntes Torpedodach. Anfang der 1990er-Jahre ging es für die in die Jahre gekommene Straßenbahn nach Rostock. Dort wurde sie im Stile des Umbaus von 1939 als Museumswagen restauriert und ist bis heute bei historischen Fahrten im Einsatz.
Der Triebwagen 49 ist viel besser unter seinem Spitznamen »Molly« bekannt. Er wurde 1900 gebaut und ist damit der älteste erhaltene elektrische Straßenbahntriebwagen Bremens. Er gehörte damals zu einer Reihe von 147 Triebwagen und wurde in der Hansestadt gebaut. Bis 1954 war die Molly im Linieneinsatz. Das Foto zeigt die Bahn mit einer geschlossenen Front.
Bereits Anfang der 1960er-Jahre wurde Molly restauriert und in ihren Zustand aus den frühen 1920er-Jahren zurückversetzt. Inzwischen hat sie sogar einen Scherenstromabnehmer, mit der sie das Bremer Netz aus eigener Kraft bereisen kann. Zuvor musste sie einige Zeit lang auf Batterien zurückgreifen.
Bevor Strom die Straßenbahnen angetrieben hat, mussten Pferde die Wagenkästen in Bewegung bringen. Die Große Bremer Pferdebahn beförderte Ende des 19. Jahrhunderts die Menschen durch die Hansestadt. Ein Exemplar dieser besonderen Gattung befindet sich gerade in der Aufarbeitung bei den Freunden der Bremer Straßenbahn. Es ist damit die älteste erhaltene Straßenbahn Bremens.
Bis 1925 war der Pferdewagen in Bremen unterwegs - nach der Elektrifizierung der Straßenbahn dann als Beiwagen. Ab dann wird seine Geschichte einzigartig: Jahrelang wurde der alte Wagen als Gartenlaube genutzt - und zwar 84 Jahre lang. Seit 2009 laufen bei den Freunden der Bremer Straßenbahn die Restaurierungsarbeiten, die nun kurz vor dem Abschluss stehen.

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Ein weiterer Fahrgast 2 Jahren vor

Wow so viele Eisenbahnen! Knorke Beitrag. Ich habe mich richtig amüsiert. Die ganzen alten Züge mal wiederzusehen. Klasse, das hat meinen Tag bereichert und ich hoffe auch mein Träume. Ich freue mich schon auf ein weitere Züge Upgrade.
Weiter so!
LG Wolfgang H.

Antworten
Klugschnacker 5 Jahren vor

Moin,
von den AEG-Wagen gab es 78, nicht 77. (Foto 4)
Ebenfalls 78 Triebwagen gab es von den Hansa-Wagen und nicht wie beschrieben 30. (Foto 7)
Das historische Foto zeigt Wagen 85, nicht 134. (Foto 15)
Grüße in die Pressestelle!

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- Johnny B. 5 Jahren vor
  
  Mitarbeitende des Fahr- und Schaffnerdienstes klingt ja auch sehr geschwollen und passt irgendwie nicht zu der Zeit, aus der diese Fahrzeuge stammen. Außerdem wird der Lesefluss erheblich gestört. Fahrer und Schaffner würde hier viel besser passen.
  Aber warum einfach – wenns auch kompliziert geht? 😉
  
  Antworten
Ein Fahrgast 5 Jahren vor

Die Geschichte der Straßenbahn wirklich toll aufgearbeitet. Es hat mir große Freude bereitet, die Bilder durchzuklicken. Vielen Dank!

Antworten
- Andreas Holling 5 Jahren vor
  
  Hallo!
  
  Wir haben zu Danken für das Lob 🙂 Es freut uns, wenn Ihnen der Einblick in die Fahrzeug-Geschichte gefallen hat.
  
  Viele Grüße aus der Pressestelle
  
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