Seinen Lieblingsarbeitsplatz nennt Frank Mehrtens den »Schleuderstuhl«. »Da hat man Stress von Anfang bis Ende – da blühe ich auf«, sagt er lachend. Seit 2011 arbeitet er als Verkehrsmeister in der Verkehrsleitstelle der Bremer Straßenbahn AG (BSAG).
Dort gilt: Eine Vorbereitung auf den Dienst ist so gut wie unmöglich – weil niemand vorhersehen kann, was an diesem Tag passieren wird. Aus der Leitstelle am Flughafendamm haben die Mitarbeitenden, die dort tätig sind, die gesamte Stadt im Blick. Alle Fahrzeuge der BSAG, die gerade unterwegs sind, fahren als kleine Symbole auch über die digitale Karte auf den Monitoren. Sie zeigen unter anderem an, ob sie gerade verfrüht oder verspätet unterwegs sind.
Seit der Modernisierung der Leitstelle vor einigen Monaten können die Mitarbeitenden die im jeweiligen Moment für sie wichtigen Informationen zusätzlich auf einer großen Medienwand anzeigen lassen. Das soll dabei helfen, auch in chaotischen Situationen den Überblick zu behalten. Mit bis zu drei Mitarbeitenden ist jede der drei Leitstellen-Schichten besetzt. Rund um die Uhr sitzen Frauen und Männer an den Computern und Funkmikrofonen, um für die Fahrdienstmitarbeitenden erreichbar zu sein.
Was wird eigentlich in der Leitstelle gemacht?
»Die Kolleginnen und Kollegen erwarten von uns sofort eine Reaktion, wenn sie zum Beispiel wegen eines Unfalls vor ihnen nicht weiterfahren können«, sagt Mehrtens. Sofort eine Lösung präsentieren zu können, das sei in seinen ersten Wochen als Verkehrsmeister in der Leitstelle die größte Herausforderung gewesen.
Die Aufgaben in der Leitstelle sind klar aufgeteilt. Wer an Arbeitsplatz 1 sitzt, ist hauptsächlich für den Funkkontakt mit den Fahrdienstmitarbeitenden zuständig. Die Probleme, von denen sie berichten, zu lösen, ist Aufgabe des Mitarbeiters oder der Mitarbeiterin am Arbeitsplatz 2. Dem »Schleuderplatz«, wie Frank Mehrtens ihn nennt.
»Man nimmt zum Beispiel Kontakt mit den Organisationen auf, ruft also Rettungswagen, alarmiert die Polizei oder organisiert Umleitungen«, erklärt er. Das tut er dabei meistens fast »blind«. »Wir sehen ja nicht, in welcher Situation sich die Kolleginnen und Kollegen im Fahrzeug gerade befinden und sind deshalb darauf angewiesen, dass sie uns möglichst genau berichten, was los ist«, sagt Mehrtens.
Kameras gibt es nur am Hauptbahnhof und an der Domsheide
Und das kann von einer unerwarteten Straßensperrung bis hin zum schweren Verkehrsunfall alles sein. Lediglich an der Domsheide und am Hauptbahnhof gibt es zwei Kameras für den groben Überblick. Sie zeigen allerdings ausschließlich ein Livebild und zeichnen nichts auf.
Sobald die von den Fahrdienstmitarbeitenden berichteten Ereignisse auch Auswirkungen auf das Nahverkehrsangebot der BSAG haben, kommt Arbeitsplatz 3 ins Spiel. Von dort aus wird die Fahrgastinformation gesteuert. Schließlich müssen auch die FahrPlaner-App des VBN und die digitale Fahrgastinformation an den Haltestellen mit entsprechenden Daten versorgt werden.
Mehrtens Werdegang bei der BSAG
Bevor sich Frank Mehrtens für die Arbeit in der Leitstelle hat fortbilden lassen, war er jahrelang als Verkehrsmeister auf den Funkwagen der BSAG unterwegs. Auch in der Disposition und im Fahrdienst hat er zuvor lange gearbeitet. Insgesamt 33 Jahre im Dienste der BSAG kann er inzwischen verzeichnen – diese Erfahrung kommt ihm jetzt in der Leitstelle an jedem Arbeitstag zugute.