Einen gut gelegenen Parkplatz zu finden, ist selbst am Vormittag am Roland-Center nicht ganz einfach. Viele Menschen aus Huchting und dem Bremer Umland nutzen den Parkplatz nicht nur dafür, ihr Auto während des Einkaufens abzustellen. Sie parken auch am Einkaufszentrum, um dort in die Straßenbahn umzusteigen und staufrei in die City zu fahren. Gut, dass wir für die BSAG-Tour einen Stellplatz für unser Infomobil reserviert haben.
Frank Trompeter, Leiter des Roland-Centers, weiß, dass nicht jeder, der sein Auto vor seinem Einkaufszentrum abstellt, gerade auch bei ihm shoppt. Grundsätzlich seien die Pendler auch kein Problem. »Uns ist ja bewusst, dass auch sie bei uns einkaufen«, betont er. Zusammen mit dem Amt für Straßen und Verkehr will er aber einen Weg finden, dass die Pendler zumindest nicht die Parkplätze nahe am Eingang belegen. Sie sollen Kundinnen und Kunden zur Verfügung stehen. Seit einigen Jahren lässt Trompeter die parkenden Autos zählen. Die Erkenntnis: Es werden jedes Jahr mehr.
BSAG-Tour zeigt: Auto ist wichtiges Verkehrsmittel in Huchting
Auch Huchtings Ortsamtsleiter Christian Schlesselmann tippt, dass für die meisten Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils nach wie vor das Auto das Fortbewegungsmittel Nummer 1 ist. So hören wir es auch von vielen Menschen, mit denen wir an diesem Tag ins Gespräch kommen. Mit durchschnittlich 12.700 Menschen, die täglich am Roland-Center in die Fahrzeuge der BSAG steigen, spielt aber auch der ÖPNV eine Rolle.
Eine Frau aus Stuhr fährt mit dem Auto regelmäßig bis nach Huchting, um dort in die Straßenbahn umzusteigen. Direkt vor der Haustür hat sie zwar auch eine Haltestelle der Buslinie 55. »Aber die fährt oft nur einmal in der Stunde«, sagt sie. Der Halbstundentakt beginnt auf dieser Linie tatsächlich erst mittags.
Buslinien mit emotionaler Bedeutung
Die Ringbuslinien 57 und 58 haben eine große, fast schon emotionale Bedeutung für viele Huchtinger. Das liegt vor allen Dingen auch an den Diskussionen über eine Verlängerung der Straßenbahnlinie 1 bis nach Mittelshuchting. Gegnerinnen und Gegner dieser Planungen führen die Ringbuslinien immer wieder als Argument dafür an, dass es keine Straßenbahnverlängerung in Huchting und darüber hinaus brauche. Für Auswärtige können die Buslinien auch schon einmal zur kleinen Herausforderung werden. Sein Ziel erreicht zwar jeder, weil beide Linien alle Haltestellen auf der Ringstrecke anfahren. Wer aber in den Bus mit der »falschen« Fahrtrichtung einsteigt, kann schon einmal länger unterwegs sein als geplant.
Viele Huchtingerinnen und Huchtinger, mit denen wir gesprochen haben, interessieren sich auch für die Kosten der Mobilität. »Wenn Straßenbahnen und Busse umsonst wären, hätten wir keine Probleme«, meint ein älterer Herr. Kritiker solcher Modelle führen an, dass Gratis-ÖPNV nur Radfahrer und Fußgänger in die Fahrzeuge lockt, Autofahrer aber weiterhin selbstfahren. »Vielleicht wird so etwas nicht von Anfang an gleich gut angenommen«, gibt der Mann aus Huchting zu. Aber mit ein paar Jahren Gewöhnungszeit würde sich auch das ändern, ist er überzeugt. Deshalb ist er sogar dafür, mithilfe von Steuermitteln ein solches Gratis-Angebot zu schaffen.
Ist Nahverkehr zu teuer – oder parken zu billig?
Der 75-Jährige macht keinen Hehl daraus, dass er den ÖPNV zu teuer findet. »Wenn ich mit meiner Frau in die Stadt und zurück fahre, zahle ich mit meiner BOB-Karte rund 10 Euro«, rechnet er vor. Autofahrt und Parkhausgebühren kämen ihn in diesem Fall günstiger. Dabei sieht er das Thema »Auto« durchaus auch kritisch – spätestens seit dem Dieselskandal. Der Huchtinger Senior sieht die Automobilbranche in der Pflicht, ihre Fehler zu beheben. »Aber am Ende haben doch wieder die Bürger den Schaden.«
Menschen mit eingeschränkter Mobilität haben uns ebenfalls von ihren Erwartungen an den Verkehr erzählt. Während wir in vielen Gesprächen oft hören, wie wichtig dem durchschnittlichen Fahrgast ein Sitzplatz ist, haben Menschen mit Rollator oder Rollstuhl ein etwas anderes Bedürfnis: Geräumigkeit.
Verschiedene Fahrgäste haben verschiedene Bedürfnisse
Eine Frau, die mit dem Rollator unterwegs ist, erzählt, wie schwierig es manchmal für sie ist, in Bus oder Bahn einen geeigneten Stellplatz für ihre Mobilitätshilfe zu finden. Sich innerhalb des Fahrzeugs weit zu bewegen, sei kaum möglich. Sie wünscht sich deshalb mehr Sitzgelegenheiten, möglichst in Fahrtrichtung, die gleichzeitig eine Abstellfläche für ihren Rollator in der Nähe haben.
Die Huchtingerin lässt sich trotz gesundheitlicher Probleme im Alltag so wenig wie möglich in ihrer Mobilität einschränken. Mit ihrem speziellen Dreirad legt sie kürzere Strecken zurück. Ihr Ehemann hat das Gefährt extra für sie so umgebaut, dass sie sogar ihren Rollator transportieren kann. Schließlich braucht sie die Gehhilfe, sobald sie vom Fahrrad absteigt. Und sie braucht den Nahverkehr für weitere Strecken, die sie allein zurücklegt. Das Auto fährt nur ihr Mann.
Huchting: Bisher noch ohne Carsharing
In Huchting bisher noch gar nicht vertreten ist Carsharing. Keine einzige Station steht den Huchtingern zu Verfügung. Das soll sich ändern – und darauf wartet auch Ortsamtsleiter Christoph Schlesselmann. Grundsätzlich bringe der Stadtteil viel Potenzial mit, seinen Autoverkehr zu reduzieren, meint er. Idyllische Fahrradstrecken durch die Natur hat Huchting unter anderem im Park Links der Weser und rund um den Sodenmattsee zu bieten.
Dementsprechend treffen wir auch in Huchting einige Menschen, die Wege mit dem Rad zurücklegen. 1.000 Kilometer im Jahr legt zum Beispiel der 75-Jährige zurück, der sich für Fahrgäste kostenlose Busse und Bahnen wünscht.
Nächster Halt: Woltmershausen
Wir sind weiter gespannt darauf, was uns die Menschen in den anderen Stadtteilen erzählen. Als nächstes hält unsere BSAG-Tour am Freitag, 7. September, 8 Uhr bis 13 Uhr, am rewe-Markt an der Dötlinger Straße in Woltmershausen. Weiter geht es dann am Samstag, 8. September, 8 bis 13 Uhr, an der Berliner Freiheit in der Vahr.
Falls Sie nicht vor Ort dabei sein können, freuen wir uns auch hier im Blog über Ihre Kommentare zum Thema Mobilität in der Zukunft. Gern können Sie auch den Fragebogen ausfüllen, mit dem wir in den Stadtteilen unterwegs sind. Schicken Sie uns Ihren Fragebogen gern an blog@bsag.de
DATENSCHUTZHINWEIS: Mit der Auswahl dieses Videos erklären Sie sich damit einverstanden, dass eine Verbindung zur Seite www.youtube.com aufgebaut wird. Dabei wird unter anderem Ihre IP-Adresse übertragen. Mehr Infos unter: https://www.bsag.de/datenschutz.html