Mit ihren knapp 19.000 Einwohnern ist die Gemeinde Lilienthal der ländlichste Halt auf unserer BSAG-Tour. Wobei: Seit vier Jahren ist der Ort an das Bremer Straßenbahnnetz angeschlossen. Die Grenzen zwischen Niedersachsen und Bremen sind an dieser Stelle damit noch etwas fließender geworden – und gerade für junge Familien hat Lilienthal auch wegen der neuen ÖPNV-Anbindung an Attraktivität gewonnen. Die Gemeinde wächst.
Am Tag unseres Besuchs feiert Lilienthal gerade sein Herbstfest. Wetter und Stimmung sind gut. Aber wir merken schnell: Es gibt ein Thema, das zumindest einigen Lilienthalern die gute Laune vermiest. Denn auch wenn die Landesgrenze für viele eher eine theoretische ist, spielt sie im Tarifplan des Verkehrsverbunds Bremen-Niedersachsen eine wichtige Rolle. Denn die Preisstufe I für Fahrscheine gilt bis in den äußersten Zipfel Bremens – aber eben nicht darüber hinaus.
Lilienthaler ärgern sich über Tarifgrenze
Das heißt: Während Fahrgäste innerhalb Bremens für 2,80 Euro quer durch die Stadt fahren können, kostet die Fahrt nach Lilienthal aktuell 3,35 Euro. Das ist für einige Bewohnerinnen und Bewohner Grund genug, mit dem Auto bis nach Borgfeld zu fahren, um dort auf die Straßenbahn umzusteigen. Von dort aus können sie mit dem günstigeren Ticket fahren. Die Bequemlichkeit der Straßenbahn vor der Tür kann also nicht in jedem Fall mit dem Wunsch nach möglichst günstigen Tickets mithalten.
Die FDP in Lilienthal geht sogar noch weiter: Sie will sich weiterhin für kostenlose Fahrten innerhalb des Gemeindegebiets einsetzen. Das könne die Zahl der Autos verringern und die Umwelt verbessern, argumentieren die Ortspolitiker.
Straßenbahn ist trotzdem beliebt
Ein Mann schimpft, dass es in den Straßenbahnen nur einen Fahrkartenautomaten gibt. Und er pocht darauf, dass die Regionalbuslinien, die Lilienthal anfahren, erhalten bleiben müssen. »Die fahren schließlich da lang, wo die Straßenbahn nicht hinkommt.«
Dabei ist das Verkehrsmittel Straßenbahn durchaus beliebt bei vielen Lilienthalern. Ein älterer Herr zeigt uns seine abgegriffene BOB-Card. Einmal im Monat muss er zum Arzt Am Dobben. Dann steigt er in Lilienthal in die Bahn und ist keine halbe Stunde später mit der 4S am Ziel. Parkplatzsuche und Parkgebühren könne er sich so sparen, rechnet er uns vor.
Überraschend wenig überzeugte Autofahrer
Übrigens: So viele überzeugte Autofahrer wie wir im ländlichen Raum erwartet hätten, haben wir am Ende gar nicht getroffen. Auch in Lilienthal steht das Fahrrad bei den Menschen hoch im Kurs. Und auch die öffentlichen Verkehrsmittel werden genutzt. Ganz ohne Auto gehe es aber trotzdem nicht, hören wir von mehreren. Spätestens wenn es nicht nach Bremen, sondern in die andere Richtung gehe, sei der eigene Wagen das Mittel der Wahl.
»Aber wir haben eines unserer Autos gerade abgemeldet«, erzählt eine ältere Dame stolz. Falls doch einmal beide Ehepartner ein Fahrzeug brauchen, wollen sie ein Wagen in einem örtlichen Autohaus mieten. Ein entsprechendes Angebot gebe es.
Sicherheit ist wichtiges Thema
Immer wieder ist in den Gesprächen mit den Menschen vor Ort die Sicherheit ein Thema. Egal, ob es um bessere Beleuchtung an den Haltestellen geht oder darum, dass sich Fahrgäste nachts manchmal unsicher fühlen. Ein Mann kann erzählt, dass er sich sogar noch daran erinnern kann, dass Schaffner auf den Fahrzeugen der BSAG gearbeitet haben. So schlecht wäre es doch vielleicht gar nicht, sie wieder einzuführen, überlegt er laut.
Aber auch völlig neue Ideen haben wir in Lilienthal zu hören bekommen. Ein gelb markierter »Oma-Sitz«, der für ältere Menschen freigehalten wird, hat es auf das Lilienthal-Bild unserer Illustratorin Johanna Benz geschafft. Und oben links in der Ecke kreist sogar ein Hubschrauber. Eine ältere Dame hat auf die Frage, wie sie in der Zukunft unterwegs sein will, prompt geantwortet: »Mit dem Hubschrauber.« Die Künstlerin hat sich die Freiheit genommen, gleich noch einen dazugehörigen Opa unten an das Fluggerät zu zeichnen.
Falls Sie nicht vor Ort dabei sein konnten, freuen wir uns auch hier im Blog über Ihre Kommentare zum Thema Mobilität der Zukunft. Gern können Sie auch den Fragebogen ausfüllen, mit dem wir in den Stadtteilen unterwegs sind. Schicken Sie uns Ihren Fragebogen einfach an blog@bsag.de
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4 Kommentare
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Da meine Oma gerne mehr zum Thema Reisebus mieten wissen wollte und sie den PC nicht bedienen kann, bin ich echt froh, dass ich diesen Artikel gefunden habe. Die Informationen werden meine Oma interessieren. Jetzt wo ich das alles lese, bin ich auch interessiert.
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Sehr geehrte Damen und Herren, dieser Kommentar gehört woanders hin, aber ich weiß nicht wo. Ihr Hinweisschild am Hauptbahnhof auf die Verlegung der Haltestellen für die Linien 24 und 25 fällt ein bisschen sehr klein aus.
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Autor
Hallo Herr Strömer,
vielen Dank für den Hinweis. Den gebe ich gleich an die zuständigen Kolleginnen und Kollegen weiter.
Viele Grüße und gute Fahrt
Sonja Niemann
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Danke für die Möglichkeit das Thema weite zu vertiefen. Gruß aus Lilienthal
John Hansen FDP Lilienthal