Urbane Mobilität

BSAG-Tour in Blumenthal: Überall Strom

Von in Urbane Mobilität

Bei allen bishereigen Stopps auf unserer BSAG-Tour waren waren wir im Prinzip allein. Wir haben unser Infomobil vor Supermärkten und Einkaufszentren – eben mitten im Stadtteil – aufgebaut. In Blumenthal war das etwas anderes: Wir waren Teil des ersten E-Days. Der Beirat Blumenthal hat den Aktionstag zu Elektromobilität unter dem Motto »yesterday meets tomorrow« auf dem Gelände der Bremer Woll-Kämmerei organisiert.

So hoch wie an diesem Samstag dürfte die Tesla-Dichte in Bremen in der Vergangenheit noch nie gewesen sein. Dutzende waren nach Blumenthal gekommen, um Gleichgesinnte zu treffen. Nicht zuletzt der Aufruf des Blumenthaler YouTubers Dennis Witthus hat dazu beigetragen. Auch er setzt seit einiger Zeit auf Elektromobilität und berichtet mit Videoclips darüber, wie sein Alltag mit Tesla läuft.

BSAG präsentiert Elektrobus beim E-Day

Beim E-Day konnten Besucherinnen und Besucher wirklich abgefahrene Gefährte bestaunen. Elektrobagger und Elektrotransporter standen neben dem berühmten VW XL1, dem sogenannten 1-Liter-Auto. Besonders zahlreich waren natürlich die Tesla-Modelle S und X vertreten, aber auch andere Elektroautos rollten nach und nach lautlos in Blumenthal ein.

Auch wir wollten uns nicht lumpen lassen und haben deshalb nicht nur unser Infomobil, sondern auch unseren Elektrobus von Sileo mit nach Bremen-Nord genommen. Und unter uns: In Sachen Fahrleistung stellt er mit 240 kw/h auch das schönste Nobel-Elektroauto in den Schatten. Deshalb durfte »Bremens erster Elektrobus« auch zum Schluss der Veranstaltung ganz vorn an der Spitze der sogenannten Demonstrationsfahrt nahezu lautlos durch den Stadtteil gleiten.

  • Wir waren mit dem BSAG-Mobil auf dem Geländer der Bremer Wollkämmerei zu Gast. Dort fand am Wochenende der erste E-Day statt.

Kritik an überschaubarem Angebot bei deutschen Herstellern

Bevor es aber soweit war, hatten wir natürlich auch in Blumenthal viele interessante Gespräche. Erwartungsgemäß haben sich die Besucherinnen und Besucher einer solchen Veranstaltung fast alle schon etwas intensiver mit dem Thema Mobilität beschäftigt. Ein Berufskraftfahrer, der gerade seinen heutigen Dienst beendet hat, erzählt uns davon, wie der Bremsassistent in seinem LKW neulich einen Unfall verhindert hat. »Er hat schneller reagiert als ich es konnte«, gibt er ehrlich zu.

Autonomes Fahren macht ihm spätestens seitdem keine Angst mehr. »Das wird irgendwann gehen«, ist er überzeugt. Neben ihm steht ein Mann aus Gifhorn, mit dem er gerade ins Gespräch gekommen ist. Er hat sich gerade sein erstes Elektroauto bestellt – eigentlich sogar zwei, wie er etwas verschämt grinsend sagt. Auch er hat sich für einen Tesla entschieden. »Es ist ein Trauerspiel, dass eine Firma aus den USA uns in Deutschland vormacht, wie Elektromobilität funktioniert«, schimpft er.

E-Auto-Fahrer kamen auch aus dem Ausland nach Blumenthal

Er sei zwar kein Öko, habe sich aber bewusst für ein Elektroauto entschieden, erzählt der Gifhorner. »Mein eigenes Auto stinkt mir inzwischen. Eigentlich müsste der Auspuff beim Auto vorne sein. Dann riecht man mal seinen eigenen Dreck«, sagt er lachend.

Ihm geht es wie vielen Besucherinnen und Besuchern hier: Sie sind überzeugt davon, dass Elektromobilität die Zukunft ist. Noch sind sie auf den Straßen in der deutlichen Minderheit. Das schweißt auch zusammen. E-Auto-Fahrer folgen dem Ruf zum E-Day an diesem Tag aus weit entfernten Orten. Einer lebt in England, einer in Dänemark. Und einer hat Blumenthal zum finalen Ziel seines Urlaubs auserkoren – nachdem er mit seinem Elektroauto bis ans Nordkap gefahren ist. Die Kilometer zwischen letzter Ladesäule und Nordkap waren für ihn aufregend. Er hat es geschafft.

Nobelkarosse mit Lichtshow

Und trotzdem ist unter anderem die Versorgung mit Ladesäulen ein Grund für viele Autofahrer, beim Benziner oder Diesel zu bleiben. »Viele glauben aus Selbstschutz nicht an Elektromobilität«, ist der Besucher aus Gifhorn überzeugt. Denn zumindest bisher bedeutet die Anschaffung eines Batterieautos noch eine große Investition. Dass eine eigene Ladesäule nicht zwingend notwendig ist, erklärt uns ein Tesla-Fahrer aus dem Umland.

Er hat sich vor wenigen Wochen das Luxusmodell des Tesla gegönnt – Flügeltüren und eingebaute Licht- sowie Musikshow inklusive. Von den vier Fahrzeugen, die die fünfköpfige Familie zu Hause hat, tankt nur der Neuwagen Strom – und bekommt ihn beim Einkaufen an der öffentlichen Ladesäule. Zu Hause laden sei zu teuer, erklärt der Autofahrer. Gut möglich, dass er nach und nach seine heimische Flotte auf Elektro umstellt. Seine Kinder sind jedenfalls schon jetzt große Fans der Nobelkarosse.

Straßenbahn fährt sein über 100 Jahren mit Strom

»Es gab mal eine kurze Zeit in der Geschichte, da waren Elektro- und Verbrennungsmotoren gleichwertig«, erzählte Verkehrssenator Dr. Joachim Lohse beim E-Day. Die Straßenbahn ist bis heute die beste Zeugin dafür, dass Elektroantriebe eigentlich ein alter Hund sind. Und mit den sogenannten Trolleybussen, die ihren Strom über die Überleitung bekommen, gab es auch in Bremen schon vor vielen Jahren Elektrobusse.

Die Idee, dass Batterien die Energie liefern sollen, ist im Busbereich allerdings erst seit Kurzem so richtig in Schwung. Und das führt zu Problemen: »Wir wollen mit der BSAG E-Busse kaufen, aber können das bei keinem deutschen Hersteller tun«, kritisiert Lohse.

Günstiger als E-Auto kaufen: E-Bus fahren

Und davon kann auch Johann Goldenstein ein Lied singen. Er ist Projektleiter E-Mobilität beim Fahrzeugverleiher Maske. Seit über 60 Jahren vermietet das Unternehmen unter anderem Nutzfahrzeuge wie Transporter. Inzwischen gehören auch die ersten E-Transporter zum Fuhrpark. Die Firma musste bis nach China reisen, bevor sie mit dem Hersteller Saic einen geeigneten Anbieter gefunden hat.

Die Situation kennen auch wir bei der BSAG. Deshalb gibt es im Fuhrpark bisher nur zwei Busse im Testbetrieb. Wer Elektromobilität auprobieren möchte, kann das im regulären Linienbetrieb tun. Die Busse kommen in der Regel auf den Linien 51, 53 und 63 zum Einsatz – und mitfahren ist auf jeden Fall deutlich erschwinglicher, als ein eigenes Elektroauto zu kaufen.

Falls Sie nicht vor Ort dabei sein konnten, freuen wir uns auch hier im Blog über Ihre Kommentare zum Thema Mobilität der Zukunft. Gern können Sie auch den Fragebogen ausfüllen, mit dem wir in den Stadtteilen unterwegs sind. Schicken Sie uns Ihren Fragebogen einfach an blog@bsag.de

 

 

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