»Möglichst innen größer als außen«

»Möglichst innen größer als außen«
2. November 2017 Andreas Holling

»Möglichst innen größer als außen« – dieses ungewöhnliche Ziel formulierte Dieter Mohnhaupt – als technischer Vorstand der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) – vor mehr als fünf Jahrzehnten in einem Aufsatz zum Kauf einer neuen Fahrzeuggeneration. Ein ehrgeiziges Ziel, das ab dem Jahr 1973 realisiert wurde: Insgesamt 58 Straßenbahnzüge und drei zusätzliche Triebwagen lieferte die Waggonfabrik Wegmann in Kassel. Sie standen bis Ende 2013 im täglichen Linieneinsatz. Zwei dieser Wagen sind noch heute in Bremen unterwegs: die Partybahn und ein Fahrschulwagen.

Wagen 557 fährt wieder

In den ersten Jahren wurden diese sogenannten Stadtbahnwagen nur auf der modern ausgebauten Linie 1 (Arsten nach Osterholz) eingesetzt, später folgten die Linien 2 (Gröpelingen nach Sebaldsbrück) und 6 (Huchting nach Riensberg). Seit Anfang November rollt ein weiteres historisches Fahrzeug wieder durch die Hansestadt: Wagen 557 des Baujahres 1977. Gemeinsam mit der BSAG haben die Freunde der Bremer Straßenbahn das Fahrzeug wieder flott gemacht. Technisch gründlich überholt und neu lackiert präsentiert er sich wieder weitgehend so, wie im Auslieferungszustand. Während der Fahrt kann man „er-fahren“, wie die Fahrgäste in den siebziger Jahren unterwegs waren. Darüber kann der Wagen gelegentlich für Schulungsfahrten genutzt werden.

Technik aus den 70er Jahren

Ab 1973 hatte die Bremer Straßenbahn AG damit begonnen, sogenannte Stadtbahnwagen als Weiterentwicklung der von 1959 bis 1968 in Bremen gebauten Straßenbahnfahrzeuge (Hansa-Kurzgelenktriebwagen) zu beschaffen. Da der bisherige Bremer Lieferant Hansa-Waggonbau GmbH in Konkurs gegangen war, wurde deren Konstruktion von Wegmann in Kassel ausgeführt. Zur Vereinheitlichung verwendete man viele Komponenten aus dem Omnibusbau – Seitenfenster, pneumatische Türbetätigung und Wagenfederung. Die erste Serie wurde 1973 als Typ GT4d, die zweite Serie 1974 als Typ GT4e und die dritte Serie 1977 als Typ GT4f mit insgesamt 61 Trieb- und 58 Beiwagen beschafft. Sie besaßen ursprünglich eine hydraulische Gelenkansteuerung, die sich aber nicht bewährte und deshalb Anfang der achtziger Jahre gegen mechanische Version mit Druckfedern ausgetauscht wurde.

Äußerlich wirken die Wagen durch ihre zwei Scheinwerfer und die breiten Außenschwenktüren wesentlich moderner als ihre Vorgänger. Die Triebwagen 560 und 561 wurden später unter Verwendung des Beiwagens 758 als Versuch für die zukünftigen Niederflurbahnen zum dreiteiligen Sechsachser umgebaut. Einer von ihnen ist als Partybahn noch auf Achse. Der Wagen 557 entstammt der dritten Serie aus dem Baujahr 1977. 1992 bekamen alle Bremer Straßenbahnen eine 3 vor ihre Wagennummer, und so hieß der Wagen nun 3557. Nach seiner Instandsetzung im annähernden Auslieferungszustand des Jahres 1977 kehrt er nun unter seiner ursprünglichen Nummer 557 als Museumswagen zurück. Daten und Fakten

Daten für Fans

Hersteller:
Wegmann & Co.,Kassel
Baujahr: 1977
Ende des Linieneinsatzes: 2009
Länge über Rammbügel: 16700 mm
Breite: 2300 mm
Höhe: 3055 mm
Gewicht: 21,2 t
Sitzplätze: 44
Stehplätze: 94
Motor: 2x USC 6456 R 2
Leistung: 163kW
Fahrschalter: NF593 Kiepe
Bremse: Schienenbremse 4 x 4t,
Generatorbremse, Federspeicherbremse
Zulässige Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h

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